Warum sind Reha-Ziele in der medizinischen Rehabilitation wichtig?

Studienergebnisse haben gezeigt, dass Patienten ein hohes Bedürfnis nach Information (Jenkins et al., 2001) und einer vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung (Meyer et al., 2008) aufweisen. Sie möchten zunehmend in medizinische Entscheidungsfindungsprozesse einbezogen werden (Neuderth et al., 2006; Strull et al., 1984).

Als zentraler Bestandteil einerRehabilitation soll Reha-Zielarbeit den Rehabilitanden dazu befähigen, gemeinsam mit den Behandelnden gesundheitliche Ziele festzulegen und diese zu verfolgen. Damit weist sie starke Parallelen zum Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung (engl. Shared Decision Making) auf. Individuelle Reha-Ziele sind ein Ausdruck der Patientenorientierung in der medizinischen Rehabilitation. Unter Patientenorientierung wird die Ausrichtung von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen einer Einrichtung an den Bedürfnissen und Präferenzen der Patienten verstanden (Klemperer, 2000; Körner, 2012). Ihr Recht nach Information, Aufklärung und Beteiligung wurde in den letzten 15 Jahren deutlich gestärkt. Sozialversicherungsträger und der Sachverständigenrat der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen empfehlen auch die Abstimmung von Behandlungsmaßnahmen auf die Bedürfnisse und Ressourcen der Patienten sowie die Förderung ihrer Selbstmanagementkompetenzen (Huber, 2011; Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, 2001).

Mittlerweile sind diese Rechte auch juristisch und institutionell stärker verankert worden. Die Sozialgesetzbücher welche sich an die verschiedenen Träger der Rehabilitation richten, wurden ergänzt (u. a. § 135 ff Sozialgesetzbuch V von 2004; §9 Sozialgesetzbuch IX von 2001). Die Deutsche Rentenversicherung Bund macht im Rahmen ihrer Qualitätssicherung (QS) Vorgaben zu Zielvereinbarungen in der medizinischen Rehabilitation, überprüft diese u. a. im Peer Review-Verfahren und zieht diese Aspekte in der Rehabilitandenbefragung mit ein.

Eine behindertenrechtliche Perspektive auf das Rehabilitationsgeschehen liefert wertvolle Ansatzpunkte, um den Gesundheitszustand von Menschen mit Behinderungen besser zu verstehen. Medizinische Maßnahmen werden dadurch in den erweiterten gesellschaftlichen Zusammenhang eingeordnet, wie z. B. im ersten World Report on Disability (World Health Organization & World Bank, 2011). Individuelle Zielvereinbarungen bedeuten mehr Mitsprache und Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen. Sie spielen auch eine zentrale Rolle bei anderen Leistungen zur Teilhabe, wie etwa beim persönlichen Budget (Metzler et al., 2006).

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